Organspende

1. Die Entscheidung

Das Thema Organspende ist nicht einfach. Ein „richtig“ oder „falsch“ gibt es nicht. Jeder muss seine eigene Meinung dazu bilden. Zum Glück hatte Birgit eine klare Haltung. In ihrer pragmatischen Art und nach dem Grundsatz „et is wie et is“ wollte Sie auch nach Ihrem Tod anderen Menschen helfen.

Deshalb fiel mir die Entscheidung recht leicht, als ich von den Ärzten angesprochen wurde. Eine postmortale Organspende ist nur bei diagnostiziertem Hirntod möglich. Das kommt in nur recht wenigen Fällen vor. In Deutschland z.B. gab es in 2012 nur 1.046 Spender (Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

Auch wenn Birgit keinen Organspendeausweis hatte, wusste ich genau, was zu tun ist. Aber das ist bestimmt nicht immer so einfach. Deshalb kann ich nur empfehlen, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Alles nützliche zu diesem Thema findet ihr z.B. auf der Home Page der „Deutsche Stiftung Organtransplantation“ (DSO) oder der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ (BZgA).

Hier der Brief, den Julia und ich im September 2012 von der DSO erhalten haben:

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2. Was ist der Hirntod?

Im Krankenhaus haben uns die Ärzte erklärt, was der Hirntod bedeutet und wie er diagnostiziert wird. Für mich hat Birgit auch nach dem multiplen Hirninfarkt am 19.08.2012 ausgesehen wie immer. Das ihre Atmung, das Herz und der Kreislauf nur durch Maschinen aufrecht erhalten wurden, wollte ich nicht sehen. Aber so war es. So habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wann ein Mensch stirbt.

Es gibt für mich dabei eine wissenschaftliche und eine ethische Frage. Wissenschaftlich dachte ich, dass der Mensch aufhört zu leben, wenn das Herz nicht mehr schlägt. Ethisch oder besser theologisch hatte ich keine so feste Vorstellung. Deshalb habe ich Thorsten Schmitt, den evangelischen Pfarrer in Glessen, angerufen und mit ihm darüber gesprochen. Die Bibel scheint die Frage, wann ein Mensch tot ist, nicht eindeutig zu beantworten. Aus christlicher Sicht ist die Frage also eine höchstpersönliche. In dem Gespräch mit Thorsten Schmitt kam ich zu der Überzeugung, dass ein Mensch dann nicht mehr lebt, wenn neben anderen Faktoren keine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben besteht. Dies ist ein Thema, über das lange und kontrovers diskutiert werden kann – deshalb möchte ich diese stark verkürzte Aussage hier so stehen lassen.

Nach Aussage der Ärzte, war genau dieses selbstbestimmte Leben bei Birgit ausgeschlossen. Ich musste also erkennen, dass Birgit tot ist. Erst diese Erkenntnis in Verbindung mit der oben beschriebenen Einstellung von Birgit hat mir ermöglicht, in die Organspende einzuwilligen.

Wer mehr zum Thema Hirntod erfahren möchte, kann ich die Broschüre der DSO ans Herz legen: „Kein Weg zurück – Informationen zum Hirntod

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